Antrag: Gendergerechte Benennung von Straßen

Innenstadt-West
24.08.2022 – Antrag

Der Antrag (Drucksache Nr.: 25303-22) der Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SPD wurde in der Sitzung der Bezirksvertretung am 24.08.2022 in der vorgelegten Form angenommen.

Antrag:

1. Der Bezirksbürgermeister und die Bezirksvertretung unterstützen die sukzessive Herstellung der Geschlechtergerechtigkeit bei der Benennung von Straßen und öffentlichen Plätzen im Bezirk Innenstadt-West.

2. Um langfristig eine paritätische Benennung und damit eine Anpassung an die gesellschaftliche Wirklichkeit zu erreichen, werden - sofern Personenbenennungen gewünscht sind - in Innenstadt-West Verkehrsflächen und öffentliche Plätze zukünftig vorzugsweise nach Frauen oder diversen Personen mit Vor- und Zunamen benannt.

3. Die Verwaltung wird beauftragt, der Bezirksvertretung eine Aufstellung über die aktuelle Repräsentanz der Geschlechter in der Namensgebung im öffentlichen Raum im Bezirk Innenstadt-West zur Kenntnis zu geben, da die letzte Erhebung dieser Daten gut 20 Jahre alt ist.

4. Die Verwaltung wird beauftragt, zur Unterstützung der BV, eine entsprechende Vorschlagsliste mit geeigneten überregionalen und lokalen Namen von Frauen und diversen Personen mit Bezug zur Ortsgeschichte mithilfe der Gleichstellungsstelle und des Stadtarchivs zu erstellen.

5. Nach erfolgter Benennung sollen kurze Erklärungen als Info-Tafeln an den Straßeneinmündungen auf die Personen und ihre Bedeutung hinweisen

Begründung:

Straßennamen dienen nicht nur der Orientierung. Sie erzählen Geschichten, erinnern an besondere Ereignisse und ehren wichtige Persönlichkeiten. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass in Städten und Gemeinden deutlich mehr Männernamen eingeschrieben wurden und werden als Frauennamen. Dabei hat die Benennung öffentlicher Straßen und Plätze im kollektiven Gedächtnis eine wichtige politische Bedeutung - nicht nur für die Konstruktion des individuellen historischen Bewusstseins, sondern auch im Sinne einer identitätssichernden Funktion. Wie in ganz Deutschland sind auch in Dortmund die Straßennamen Ausdruck des jahrhundertelangen Gefälles zwischen den Geschlechtern. Das Ungleichgewicht ist eklatant. Die im Juni 2001 veröffentlichte Broschüre „Durch Raum und Zeit. Dortmund: Frauen, Namen, Straßen“ informiert, dass es in Dortmund rund 3.500 Straßen gab, von denen ca. 1 000 nach Männern benannt, aber nur rund 100 mit Frauenleben zu tun hatten oder nach Frauen benannt waren. Die Broschüre wies damals darauf hin, dass die Leistungen von Frauen nicht geschlechterdemokratisch behandelt würden und es wünschenswert sei, der Präsenz von Frauengeschichte in Form von Denkmälern, Gedenktafeln, Kunst sowie Gebäude- und Straßennamen mehr Raum im Bewusstsein der Bürger*innen sowie der Politik zu geben.


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